Tang & The Poets

v.l.n.r.: Linda Carierre, Gail Duncan, Cynthia Utterbach, Stephan Langer, Tang, Harald Heinl
v.l.n.r.: Linda Carierre, Gail Duncan, Cynthia Utterbach, Stephan Langer, Tang, Harald Heinl
aus: Programmheft Schanz, Oktober 2013
aus: Programmheft Schanz, Oktober 2013

 

Artikel Frankfurter Rundschau, 20. Januar 2019:

 

Tangs Welt

 

Kennt Licht und Schatten der Musikbranche: B.M. Tang. © Martin Weis
Kennt Licht und Schatten der Musikbranche: B.M. Tang. © Martin Weis

 

Nach fast 20 Jahren Abstinenz kehrt der Rodgauer Musiker Berd Walter alias B.M. Tang auf die Bühne zurück. Die vielen Schattenseiten des Business haben ihm die Lust an der Musik nicht nehmen können. Und etwas Lebenserfahrung tut auch ganz gut.

Tangs Reich ist ein großer heller Kellerraum. Vor einem Fenster steht ein Flügel.

 

Gegenüber stapeln sich Keyboards und Synthesizer vergangener Generationen. An der anderen Wand, auf einem Tisch dann die Gegenwart – ein großer Flachbildschirm, moderne Computer und Sound-Equipment. Mit sympathischem Lächeln, strahlenden grünen Augen und wallendem Haar beginnt der Herr des Kellers zu erzählen.

 

Es ist sein Elternhaus, in das der Dudenhofener, der in wenigen Tagen seinen 55. Geburtstag feiert, zurückgekehrt ist. Ziel einer Lebensreise, geprägt von Musik und der Suche nach sich selbst – aus Bernd Walter wurde B.M.Tang.

 

Die Liebe zur Musik beginnt früh. Schon der Vater spielt Tanzmusik und gibt seinem Sohn Klavierunterricht. Mit 16 die erste eigene Band. Tang wächst hinein in den Klangkosmos des Rodgau, geprägt von den Monotones oder der Welcome Home Band. Zu dieser Formation stößt er, als jüngstes Mitglied. Er hört Schallplatten ab und schreibt die einzelnen Parts für die Coversongs. "Das hat mich unheimlich geschult", sagt er. "Das Beste aber war: Ich fing an, eigene Stücke zu machen."

 

Der junge Mann hat offenbar Talent. Bald spielt die Band nur noch Eigenes – anspruchsvollen Jazzrock und Funk. Auftritte im Frankfurter Sinkkasten und beim Museumsuferfest machen sie zur regionalen Größe. Höhepunkt ist ein Auftritt im Vorprogramm von Maze featuring Franky Beverly, einer berühmten amerikanischen R&B und Soul-Band. 1984 ist dennoch Schluss. Man hat sich verzettelt und auseinandergelebt.

 

Zwischenzeitlich hatte Tang ein Biologiestudium begonnen, war auf Lehramt umgestiegen und Hans-Ulrich Engelmann begegnet. Der Hochschulprofessor will, dass er sein Kompositionsschüler wird. "Ich hatte mich schon zur Aufnahmeprüfung angemeldet", erzählt Tang. Er macht einen Rückzieher.

 

Ähnlich ergeht es ihm an der Jazz-Akademie im amerikanischen Berkeley. "Das war mir alles zu akademisch und ich fragte mich: wozu?"

 

Er stürzt sich in die Praxis als Studiomusiker. Eines seiner ersten Projekte heißt "Orang Utang" und inspiriert ihn zu seinem neuen Namen. Er kommt in Kontakt mit der Bernd Schütz Band aus Wehrheim im Taunus. Für den Titel "Wahnsinnig stark" erhält sie einen Plattenvertrag und nimmt 1987 an der Grand-Prix-Vorausscheidung teil. Als Keyboarder ist Tang mit dabei, lernt Licht und Schatten das Musikbusiness kennen. Als der Vertrag nicht verlängert wird, geht er in die USA.

 

Er klappert Plattenfirmen ab, trifft Größen wie Giorgio Moroder oder Harold Faltermeyer und erntet doch nur wohlwollende Ignoranz. "Den einen war es zu sehr Mainstream, den anderen zu wenig." Auch 1989, bei Jim Rakete und Annette Humpe in Berlin, gerät Tang "in die Mühlen der Geschmäcker".

 

Er wechselt die Seite, wird Geschäftsführer der Frankfurter Performance Studios, die damals Manfred Schacht gehören, Ex-Manager der Welcome Home Band. Nach zwei Jahren hat er genug: „Ich habe nur noch Papiere unterschrieben, keine Musik mehr gemacht.“ Er zieht zurück in den eigenen Keller.

 

Es folgen noch ein paar Fernsehauftritte mit der Musicalsängerin Deborah Sasson und Michael Bolton. Tang lebt von Klavierunterricht. Mit Ende Dreißig entdeckt er die Natur, beginnt zu klettern und zu snowboarden. Er interessiert sich für spirituelle Literatur und Glücksforschung. 2001 trifft er den Dalai Lama. Das habe sein Leben verändert, sagt Tang. "Ich habe in seiner Energie gebadet."

 

Wunschlos glücklich sein ist jetzt das Ziel. Tang versucht das zu verwirklichen – er hat zwei Söhne, die er allein erzieht. In Seminaren entdeckt er, dass "die Leute zuhören, wenn ich erzähle". Aus den Geschichten entsteht 2007 der Roman "Momoko". Tang bringt ihn im Eigenverlag heraus, macht Lesungen, bei denen er sich wieder ans Klavier setzt und singt.

 

Was er neu komponiert, schöpft aus stilistischer Fülle – zwischen Klassik, Jazz, Soul, Rock und Pop. "Was wirklich zählt, ist die Energie, die Emotion", sagt Tang. Damit will er Hörer berühren und mitnehmen "in eine Welt hinter dem Sichtbaren". Dirk Kratz vom Impuls Kulturverein konnte ihn bewegen, auf die Bühne zurückzukehren.

Möglicherweise erleben die Konzertbesucher wieder den Anfang von etwas Neuem.

 

Unter dem Titel "Me and the piano" tritt B.M. Tang am Samstag, 23. Februar, 20 Uhr in Jügesheimer Georg-Büchner-Schule, Nordring 32, auf. Karten zu 15 Euro