Orange Peel

Hanauer Kultband (1968 - 1971) 

 

Besetzung:


Curt Cress (dr), Heini Mohn (b), Peter Bischof (voc), 

Ralph Wiltheiß (key, fl), Beau Hart (voc, key)

und der gebürtige Seligenstädter Gitarrist Leslie Link.

 

Avantgardistischer Bluesrock.

 

Die Gruppe findet sich bis heute immer wieder mal in unregelmäßigen Abständen für gemeinsame Konzerte in Hanau zusammen. 

 

Foto: Detlev Kinsler
Foto: Detlev Kinsler

Artikel Frankfurter Rundschau vom 28. August 2009: 

 

Die Stars aus Hanau kommen wieder

Orange Peel geben in Philippsruhe ein Konzert zu ihrem 40. Bandgeburtstag - ein bisschen verspätet, aber wer fragt schon nach sowas bei einer lebenden Legende.

Von Pamela Dörhöfer

Nur ganz selten treffen sich diese Herren in solcher Zusammensetzung. Dann machen sie unter ihrem alten Namen Musik: "Orange Peel". Am Sonntagabend ist es im Amphitheater in Hanau wieder soweit. Es wird ein besonderes Konzert, denn Orange Peel feiern mit einem Jahr Verspätung ihren 40. Geburtstag, gegründet wurde die Hanauer Band bereits 1968.
Foto: Sascha Rheker

 

So wie die Männer miteinander umgehen, kennen sie sich schon mehr als ein halbes Leben. Ein vertrauter, herzhaft-ruppiger Ton, gemeinsam einsetzendes, polterndes Lachen, oft geknüpft an eine Erinnerung, da muss nur ein kleines Stichwort fallen.

Dabei treffen sich die Männer in dieser Zusammensetzung nur alle paar Jahre, um unter ihrem alten Namen Musik zu machen: "Orange Peel". Am Sonntagabend ist es im Amphitheater wieder soweit. Es wird ein besonderes Konzert, denn Orange Peel feiern mit einem Jahr Verspätung ihren 40. Geburtstag, gegründet wurde die Gruppe bereits 1968.

Bis heute besitzt keine Hanauer Formation einen so klangvollen Namen - obwohl Orange Peel bereits 1971 wieder auseinandergegangen sind. Woran das liegt? "Wir waren damals die gefragteste Band in Hanau und Umgebung", sagt Bassist Heini Mohn. Schlagzeuger Curt Cress formuliert es so: "Drei Jahre lang haben wir die Stadt beherrscht."

Und er hat noch eine andere Erklärung parat: "Die ganzen Mädchen, bei denen haben wir eine große Wirkung hinterlassen." Sänger Peter Bischof behauptet schlicht: "Weil wir der kompromisslose Wahnsinn sind."

Sie alle waren Teenager, als sie sich in der Hanauer Szene der 60er Jahre kennen lernten. Den Anfang machten Achim Farr, Heini Mohn und Peter Bischof als "The Ritzies", die es sogar zu einem Auftritt im legendären Hamburg Starclub brachten. Später wurde aus den typischen Sixties-Pilzköpfen die Soulformation "Inspiration Six" und 1968 eben "Orange Peel". Gitarrist Leslie (eigentlich Heinz-Harald) Link und Schlagzeuger Curt Cress kamen dazu, während Saxophonist Achim Farr ausstieg, weil sein Instrument zur Rockmusik von Orange Peel nicht passte. Trotzdem wird er beim Jubiläumskonzert mit auf der Bühne stehen.

Ihren ersten Auftritt hatten Orange Peel im April 1968 in der Hanauer Stadthalle, es folgte ein rasanter Aufstieg. Die Band bekam einen Plattenvertrag bei Bellaphon, brachte allerdings nur ein Album auf den Markt, obwohl sie mir ihrer Single "I got no time" sogar Nummer-eins-Hits in Frankreich und Belgien landete. Die Hanauer Musiker gaben Konzerte von Essen bis Paris und gingen 1970 mit Deep Purple auf Tour.

Legendär in der Erinnerung ist ein Konzert im Schlosspark Philippsruhe, von dem Leslie Link erzählt, es mit "Indianerbemalung, roter Samthose und sonst nichts" bestritten zu haben. Noch heute lässt sich in seinem charaktervoll zerfurchten Gesicht der wilde Feger von einst erahnen.

1971 trennten sich Orange Peel, vor allem, weil die jungen Männer an einem beruflichen Scheideweg standen. Zwei setzten ihre musikalischen Karrieren glanzvoll fort: Sänger Peter Bischof komponierte Hits wie "Girl I'm gonna miss you" für Milli Vanilli oder "Where do you go" für No Mercy. Aus der Feder von Curt Cress stammt die Musik zu vielen Filmen und Serien sowie die Melodien von "Sportschau" und "Wetten dass". Als Schlagzeuger spielte er für Tina Turner, Peter Maffay und Udo Lindenberg.

Leslie Link eröffnete seinen weithin bekannten Gitarrenladen in der Hanauer Marktstraße, Heini Mohn studierte Jura und arbeitet als Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Presserecht in Frankfurt.

Weil es ohne einander auf Dauer ein bisschen langweilig war, geben Orange Peel seit 1984 in unregelmäßigen Abständen wieder gemeinsame Konzerte. Viele Rockklassiker werden am Sonntag auf dem Programm stehen, vor allem solche von Jimi Hendrix, schließlich will Link seinem Titel als "Hendrix von Hanau" alle Ehre machen. Geprobt wird zweimal, das muss reichen und wird es auch. "Wenn wir zusammen Musik machen, dann ist die frühere Zeit für mich intensiv greifbar", sagt Heini Mohn. Curt Cress ergänzt: "Auf unsere Konzerte freue ich mich ein halbes Jahr vorher."