Sven Garrecht

 

Artikel Offenbach Post, 22. August 2023:

 

Songpoeten mit Charme, Witz und Gefühl

 

Junge Liedermacher hinterlassen bei den Zuhörern einen bleibenden Eindruck

 

 

 

 

Sven Garrecht (am Klavier) hatte zum Liedermacher-Treffen vor dem Hand-Memling-Haus eingeladen. Foto: Hackendahl
Sven Garrecht (am Klavier) hatte zum Liedermacher-Treffen vor dem Hand-Memling-Haus eingeladen. Foto: Hackendahl

 

Seligenstadt – Zu einem Open-Air-Gipfeltreffen der jungen Wilden, der "Überflieger" der deutschen Liedermacherszene, hatte der populäre Seligenstädter Musikkabarettist Sven Garrecht auf den Hof des Hans-Memling-Hauses geladen. Und die 200 Zuhörer werden wohl noch lange an einen unvergesslichen Abend mit tollen Songpoeten zurückdenken.

 

Gemeinsam mit Marie Diot, Fee Badenius und Matthias Ningel hatte Garrecht unter dem Motto "Lieder machen Leute" ein musikalische Welten verbindendes Miniatur-Liedermacherfestival auf die Bühne gestellt. Was die Songpoeten mit viel musikalischem Genuss zu Gehör brachten, reichte von reichlich Un- bis Leichtsinn, war auch tiefgründig und hatte Eigensinn.

 

Mit der durch charmanten Vortrag und anschmiegsame Stimme bezaubernden Fee Badenius kam das Highlight des Konzertabends ganz zum Schluss. Der deutschen Liedermacherin, Singer-Songwriterin und Komponistin gelang es, in ihren Liedern Gefühle und pointierte Kritik auf die Bühne zu bringen. Dabei zeichnet sich die "Fee" nicht nur durch ihre Natürlichkeit und Bühnenpräsenz aus, sondern auch durch ihre Fähigkeit, mit Sprache zu spielen.

 

Ihre Lieder pendeln zwischen Sehnsucht und Melancholie, zwischen Zartheit und Stärke, haben zudem intelligenten und hintersinnigen Witz. Lieder von Fee Badenius bringen Kopf und Herz mit Titeln wie "Bei mir stirbt jede Pflanze", "Irgendwo dazwischen" und dem Liebeslied an ihren Ehemann "Mit Dir geht's" gleichermaßen zum Klingen. Mal rebellisch, mal feinfühlig, mal mit schwarzem Humor und auch mit Wahrheit.

Liedermacher Matthias Ningel bot in seinem Konzertpart einen Querschnitt aktueller Songs – etwa die witzige Ballade von der "Bettpfosten-Betty" oder das Elternlied "Junge, Du bist schon 30 Jahr', ein Auszug durchaus vorstellbar". Seine Lieder sind schwindelerregend musikalisch und von wimmelndem Witz.

 

Marie Diot überzeugte ihr Publikum als Liedermacherin mit viel Humor. Sie macht Musik und Quatsch – anders gesagt: eine Mischung aus Indie-Pop, Chanson und viel Spaß. Verqueren, komischen Ansagen folgen Lieder wie "Delfinbeobachtung", die charmant und direkt, mit Wortwitz und Ironie Geschichten von Dingen erzählen, die so im Leben passieren – etwa beim Lied "Dämlich schauender Riesenbutt".

 

Generell ist die gebürtige Radenerin (Nordrhein-Westfalen) optimistisch und gelassen, stets auf der Suche nach den richtigen Worten und der besten Melodie. Verbunden mit dem Wunsch, ihre Zuhörer zu berühren, was ihr auch bei den Anwesenden vor dem Hans-Memling-Haus gut gelingt.

 

Und auch Sven Garrecht, der etwa beim Finale mit seiner Band die Wortpoeten begleitet, überzeugt mit seiner frisch-frech-charmanten Art. Und mit seinen Liedern mit Texten zwischen Poesie und Protest. Extra für das anstehende „Lustical“ des Basilika-Bauvereins hat der 35-jährige Seligenstädter den "Reliquienhandel-Song" komponiert – mit humorig ironischen Liedzeilen wie "Wen stört sein Überbiss, wenn er schon hinüber ist".