Dillen, Oliver

Erich Kratz alias Oliver Dillen
Erich Kratz alias Oliver Dillen

Der Komponist und Sänger schrieb für zahlreiche Künstler, ob Volksmusik oder guten alten Rock‘n‘ Roll im Stil der 60er Jahre. Heute feiert Erich Kratz seinen 65. Geburtstag. So wurde er gerufen, nachdem er wie so viele Offenbacher mit prominenten Namen im Josefsheim zur Welt kam. Sein Vater ist sehr früh gefallen, mit der Mutter lebte er zunächst in Rumpenheim. Eingeschult wurde er aber in Fechenheim, wo die Mama eine Stelle bei der Casella gefunden hatte. Zurück in der Lederstadt wurde der 18-Jährige am Döbert-Konservatorium aufgenommen, lernte Klavierspiel, wurde in Harmonielehre und Komponieren ausgebildet, wozu er großes Talent mitbrachte.

Einen Mäzen fand Kratz im Rumpenheimer Saxophon-Solisten Hans Dill, vielen Offenbachern noch als Fährmann bekannt. Mit ihm sammelte der Teenager erste Bühnenerfahrungen. Er tingelte mit der Hans-Dill-Combo durch die Lande. Die Kapelle war häufig im Waldeck anzutreffen, auf der Rosenhöhe bei Erwin Rose und bei Koni Boltes im Hessischen Hof. Bei so manchem Auftritt bis tief in die Nacht lernte er ihren Sohn Wolfgang kennen, den heutigen Zweiten Vorsitzenden des Oldie-Clubs in Offenbach.

Im Jahre ‘77 legte sich der kreative Kopf Kratz dann einen Künstlernamen zu. Er ergänzte dazu den Mädchennamen seiner Mutter, Dill - Oliver war damals ein beliebter Vorname, erklärt er. Mehr als zehn Jahre sang er an der Seite der Volkstheater-Chefin Liesl Christ, mit Moderatorin Gaby Reichardt und mit dem Obertshausener Barden Karl Gross bei den „Hessenmusikanten“, einem Ensemble des Hessischen Rundfunks.

Daneben schrieb er Lieder für „Fats & His Cats“, „Adam und die Mickys“, „Hermann The German“, einem Solisten am Saxophon, für die „Original Alpen Karavans“ aus Slowenien sowie für die Schlagersänger Christian Wolff und Margit Anderson. Auch fürs James Last Orchester und für den Offenbacher Startrompeter Conny Jackel verfasste er Melodien. Daneben veröffentlichte er eigene Platten, „Ich bin fidel“, „Wo hast Du nur die Tätärätätä“ und viele andere Stimmungslieder, volkstümliche Melodien und deutsche Schlager stammen aus seiner Feder.

Seine größte Tournee führte Oliver Dillen in einen japanischen Freizeitpark. Daneben war er zu „Hessen lacht zur Fassenacht“ und in der HR-Sendung „Handkäs mit Musik“ auf dem Bildschirm zu sehen und in vielen Radiostationen zu Gast. Seine große Liebe aber gehört dem kernigen Rock‘n‘ Roll der 50er und 60er Jahre, dem er bis heute noch gerne frönt, erzählt der Hausener. Der Musikus hat 300 Titel komponiert, 120 finden sich auf 30 Tonträgern. (zitiert aus Offenbach Post, 08.10.2009)

Offenbach Post, 28. September 2015
Offenbach Post, 28. September 2015

 

Artikel Offenbach Post, 18. Oktober 2021:

 

 

Vom Schlager zum Krimi

 

Musiker Oliver Dillen hat Spaß am Schreiben und mit „Nicht jeder Clown ist lustig“ ein neues Werk

 

 

Startschuss vor zehn Jahren: Oliver Dillen veröffentlichte sein Erstlingswerk in einer Zeitschrift. © M
Startschuss vor zehn Jahren: Oliver Dillen veröffentlichte sein Erstlingswerk in einer Zeitschrift. © M

 

Kurz bevor sie schließt, betritt ein Clown die Bank. „Das ist ein Überfall!“, brüllt er und haut kurz darauf mit einer stolzen Summe Geld ab. Szenenwechsel. In einer Kneipe wird der unmaskierte Räuber von einem Polizisten verhaftet. – Wie geht das? Aufklärung leistet das jüngste Werk aus der Feder von Oliver Dillen. Der Name ist in der Schlagerbranche der 1970er und 1980er Jahre ein Begriff, auch in der Rock’n’Roll-Welt. Aber als Krimi-Autor?

 

Obertshausen – Vor zehn Jahren reichte er beim Burda-Verlag „Keine Zeugen“ ein. Die Story gefiel der Redaktion, sie bat den Musiker, weitere Kurzgeschichten einzuschicken – eine davon wurde noch im selben Jahr in der Freizeit-Revue mit einer Auflage von vier Millionen Exemplaren publiziert. Seitdem bereichern Dillen-Krimis dieses Blatt und die Glücks-Revue mehrmals im Jahr.

 

Wie sie beim Publikum ankommen, testete der Hausener vor der Pandemie regelmäßig mit seinem Band-Kollegen Norbert Heil am Keyboard. Dabei lockerten den Reigen spannend-witziger „Fälle“ fetzige Rhythmen von Peter Kraus, „Fats & His Cats“ oder „Adam und die Mickys“ auf, von denen einige ebenfalls Dillen geschrieben hat. Mehr als 200 Musiktitel hat der Mann veröffentlicht, der in diesen Tagen seinen 77. Geburtstag feierte und mit bürgerlichem Namen Erich Kratz heißt.

 

Den Namen fand er für eine Künstler-Karriere wenig klangvoll, also ergänzte er den Mädchennamen seiner Mutter, einer geborenen Dill. Noch vor der Einschulung hatte sie ihm ein Akkordeon geschenkt. „Ich hab damals auf der Straße gespielt und aus den Fenstern haben sie mir Groschen zugeworfen“, erinnert er sich.

 

1972 beginnt Erich Kratz als Verwaltungsangestellter bei der Stadt Offenbach tritt aber stets nebenher auf und komponiert. Für die Kollegen hat er immer wieder Texte verfasst, „ich war also schon geübt im Geschichten-Ausdenken“, verrät er mit einem Schmunzeln. 2003 traf er im Hessischen Hof den Sohn der Wirtin und Chef des Oldie-Clubs Offenbach (OCO), Wolfgang Boltes. Der Musikfreund ermutigte den Gast, sich mal an andere Text-Genres zu wagen.

 

In der OCO-Vereinszeitschrift „Was Issen Los?“ druckten sie 2003 seinen ersten Krimi: „Verdammt freundliche Polizei“. Das Thema: Kindesentführung. Der Kidnapper wird von Beamten angehalten, weil ein Rücklicht seines Autos kaputt ist, das soll vor Ort ausgetauscht werden. In „Keine Zeugen“ hat ein Jäger seinen Geschäftspartner betrogen, der erschießt seinen Kumpel, wird dabei aber beobachtet. Der Zeuge erpresst den Mörder, der schlägt erneut zu, wird aber wieder gesehen.

 

„Manche Geschichten sind in einer Stunde im Laptop, bei anderen wird viel gefeilt“, schildert der Autor seine Arbeit. Ideen sammelt er beim Spazierengehen, „ein Rezept für eine erfolgreiche Geschichte gibt es allerdings nicht“, sagt der Senior. „Wenn das Gerüst steht, geht’s schnell“. Seine Arbeitstitel, aber auch einzelne Formulierungen werden von der Redaktion manchmal geändert. Und zu jedem Roman wird ein Szenenfoto mit Statisten gestellt.

 

„Nicht jeder Clown ist lustig“, das neue Stück, bietet Kratz jetzt mehreren Verlagen an. Auf jeden Fall wird es in der Januar-Ausgabe der Oldie-Zeitschrift erscheinen. Der „Mord im Hühnerhof“ ist mit weiteren Beiträgen bereits als Hörbuch veröffentlicht, die der Autor mit einem weichen Offenbacher Dialekt selbst vorträgt.

 

Gerne würde er auch mal einen Liebesroman schreiben, „man müsste mich nur fragen“, fordert er auf.  (Von Michael Prochnow)