Matthias Deibel

OFFENBACH-POST-Artikel, 15. September 2012

 

Schräge Texte, schräge Musik

 

Dietzenbach -  Ihm scheint die Kreativität in die Wiege gelegt: Freiberuflich entwirft Matthias Deibel Werbekonzepte und berät Unternehmen in Sachen Marketing. Doch neben der Hingabe zur visuellen Gestaltung hat es ihm besonders die Liebe zur Akustik angetan. Von Sascha Reichelt

Kann seine Bandprojekte kaum noch zählen: Matthias Deibel. Ob Deutschrock, Punkrock oder Bar-Metal – an der Gitarre ist der 47-Jährige auf jeden Fall ganz in seinem Element.
Kann seine Bandprojekte kaum noch zählen: Matthias Deibel. Ob Deutschrock, Punkrock oder Bar-Metal – an der Gitarre ist der 47-Jährige auf jeden Fall ganz in seinem Element.

 

Seit mehr als 30 Jahren zupft und schlägt der Dietzenbacher die Saiten verschiedenster Klampfen an und bereicherte einige lokale Bands mit seinen Gitarrenklängen. Musikalisch festlegen wollte er sich aber nie so ganz.

 

"Ich will Gitarre spielen"

 

Ein monumentaler, prägender Augenblick sei für ihn gewesen, als er als Elfjähriger ein Rockkonzert erleben durfte. "Da war mir klar, ich will Gitarre spielen", erzählt er enthusiastisch. Hatte alles mit der klassischen Gitarre begonnen, startete seine Karriere als aktiver Musiker schon bald mit der Band "Wombatz". Die sechs Herren machten deutschsprachigen Rock mit Comedyeinlagen und sorgten Ende der Achtziger auf dem letzten Ritt der Neuen Deutschen Welle überregional für Furore. "Wir haben begonnen, als die ganzen Hessen-Rockbands wie etwa die Rodgau Monotones aufkeimten", erzählt er.

 

Seinen langjährigen Freund und musikalischen Begleiter, Keyboarder Uwe Schmedemann, lernte Deibel durch die Schule kennen. Ihren, so Deibel, "leicht exzentrischen" Frontmann Andreas Mengler gewannen sie hingegen über eine Zeitungsanzeige: "Damals war das Inserat noch eine florierende Musikerbörse", sagt der 47-Jährige. An die Anfänge kann er sich noch gut erinnern.

 

"In Dietzenbach gab es eine wilde Musikszene"

 

"In Dietzenbach gab es eine sehr wilde Musikszene mit vielen engagierten, jungen Bands. Die Leute kämpften für Proberäume und veranstalteten ganze Festivals." Zwar konnten die "Wombatz" nicht die großen Hallen füllen, dennoch gab es einige Höhepunkte. Zum Beispiel, dass sie als Sieger beim Bandwettbewerb der Stadtsparkasse Kaiserslautern hervorgingen. Durch den Gewinn nämlich konnten sie eine kleine CD mit vier Songs produzieren, die im Internet immer noch zu hören ist.

 

Ein musikalischer Ausflug zog Deibel in den Punkrock. Die Band "The Quixx" war zu diesem Zeitpunkt schon ein uraltes Projekt, von den Wirten der damaligen Szene-Kneipe, dem "Ponyhof" in Offenthal, gegründet. Deibel war gerne dort und stieß schließlich "irgendwie dazu". Zusammen reanimerten sie die Band, indem sie Hits der 50er und 60er Jahre aufgriffen und diese in ein Punk-Gewand wickelten. Das Ganze gab es auch auf einer Platte zu hören, die stolze 35 Titel umfasste. Aufgetreten sind sie nur ein Mal im Jahr: an Weihnachten.

 

Legendär sei die Geschichte um den Spaß-Track "Keine Angst vor’m Zahnarzt", der ganze drei Sekunden lang ging, so Deibel: Der in den 90er Jahren sehr erfolgreiche Dietzenbacher Techno-Künstler Rolf Ellmer aus dem Duo "Jam & Spoon" erstellte einen Electro-Remix aus diesen Song.

 

"Nach kurzer Zeit lösten wir uns auf"

 

Eine 180-Grad-Wende legte Deibel darauf mit "Bottoms Up" ein. Zusammen mit der englischen Sängerin Rachel Goodwin und dem Amerikaner Will Pilkington war Rock, Funk und Soul angesagt. Erneut in Tastenbegleitung von Schmedemann agierten sie als reine Live-Band und gaben einige Konzerte im Bürgerhaus. "Nach kurzer Zeit lösten wir uns aber auf, weil Rachel zurück nach England ging", erzählt Deibel.

 

Kurios wurde es darauf mit "The Heilig", wo wieder Andi Mengler, diesmal unter dem Künstlernamen Rocco Ernstfall, das Mikro in die Hand nahm. "Schräge Texte, schräge Musik", bilanziert Deibel, der zwischendrin auch mal für ganze zehn Jahre die Gitarre zur Seite legte und sich nebenher seinem eigenen Plattenlabel widmete.

 

Mittlerweile wendet er sich vorwiegend leiseren Tönen zu. Es sind die handgemachten Klängen, die ihn faszinieren. Neben einem namenlosen Akustik-Projekt mit Sängerin Nafissa Gayê spielt Deibel auch im "Black Cat Music Salon", der sein ganz eigenes Genre hat: Bar-Metal – Pop-Hymnen und Metal-Evergreens in ruhigem Stil. Ausgehend von einer Hochzeitsband, formierte sich die Truppe zu einer festen Konstellation, die bereits mehrfach beim "Horscht emol" sowie dem Kulturfestival im Eckert'schen Hof für Stimmung sorgte. Am 9. November spielt sie im Theater "Schöne Aussichten".