Barrelhouse Jazzband

 

Horst "Morsch" Schwarz (tp, tb, voc), Komponist und Arrangeur

(geb. 16.01.1939 in Offenbach), Reimer von Essen (cl, as), Frank Selten (as,ts.ss), Herbert Bohn (bjo), Werner Knodel (p), Matthias Achenbach (b), Linda Hupperstberg (b), Hans Georg Klauer (dr), Angi Domdey (voc), Harald Blöcher/tb),

Christoph Sänger (p), Michael Ehret (dr), Roman Klöcker (g, bjo),

Matthias Seuffert (cl, as), Joachim Lösch (tr)

Offenbach Post, 6. November 2010
Offenbach Post, 6. November 2010
Offenbach Post, 2. Januar 2014
Offenbach Post, 2. Januar 2014

 

Artikel Offenbach Post, 2. August 2023 (Teaser Seite 1):

 

Jazz-Urgestein feiert Jubiläum

 

Seit 70 Jahren belebt die international geschätzte Barrelhouse Jazzband die hiesige Jazz-Szene. Und mit Horst "Morsch" Schwarz (Zweiter von links) stellt ein Offenbacher Trompeter und Posaunist stilistisch Weichen in der swingenden Formation. Zum Jubiläum gibt es jetzt eine Barrelhouse-Jazzband-Fibel: "The Untold Story 1953-2023" ist eine in vielen Interviews entstandene Band-Chronik, die gleichermaßen dem Jazz in Mainlanden ein Denkmal setzt. Foto: p

 

 

 

Artikel Offenbach Post, 2. August 2023:

Herr des swingenden Blechs

70 Jahre Barrelhouse Jazzband mit Trompeter Horst Schwarz

 

 

 

Offenbach – Lange Zeit schien in Hibbdebach und Dribbdebach die Jazzwelt noch in Ordnung. Offenbach war in den 1960er Jahren ein Mekka des Traditional Jazz, während sich in Frankfurt die Modernisten mit Bebop und Hardbop um die legendären Brüder Albert und Emil Mangelsdorff scharten.

 

Nur ein Ensemble scherte aus – und erfand sich ständig neu. Seit 70 Jahren belebt Frankfurts international geschätzte Barrelhouse Jazzband (BHJB) die hiesige Szene, dabei stets swingend unterwegs. Und mit Horst "Morsch" Schwarz stellen ein Offenbacher Trompeter und Posaunist sowie der Bad Homburger Klarinettist Reimer von Essen stilistisch die Weichen.

 

Zum 70-jährigen Bestehen gibt es eine Barrelhouse-Jazzband-Fibel, die der pensionierte Jurist Rainer Erd geschrieben hat. "The Untold Story 1953-2023" ist eine in vielen Interviews mit den Barrelhouse-Musikern entstandene Band-Chronik, die gleichermaßen dem Jazz in Mainlanden ein Denkmal setzt. Sie hält die Spannung bis zur letzten Seite, doch man kann sie auch wie ein Lesebuch kapitelweise erkunden. Zudem ist darin ein gut Stück Offenbacher Jazzgeschichte aufgezeichnet, mit Schwarz an der Spitze.

 

1939 in Offenbach geboren, hat der spätere Barrelhouse-Star seinen Spitznamen "Morsch" aufgrund seiner körperlichen Konstitution früh weg. Schließlich bedeutet "morsch" auf Südhessisch "schmal und zart". Dass er seinen Beinamen noch immer trägt und sogar in seiner E-Mail-Adresse nutzt, bezeugt einen starken Charakter. Wie sein beruflicher Werdegang schon den Unruhegeist ahnen lässt, der gern Neues ausprobiert. Nach Buchbinder- und Vergolder-Lehre, Designer- und technischer Gestalter-Tätigkeit dockt Schwarz in der Künstlervermittlung des Landesarbeitsamts an. Anno 1996 scheidet er auf eigenen Wunsch aus, um als Jazz-Profi seinem Traumberuf nachzugehen.

 

Vom Ami-Sender AFN wie so mancher seiner Zeitgenossen in jungen Jahren mit Jazz geimpft, hat der 17-jährige "Morsch" am Offenbacher Hauptbahnhof für 30 Mark (!) eine gebrauchte Trompete erstanden, Unterricht am Döbert-Konservatorium genommen und dort Harmonielehre gelernt. Erste Auftritte mit den Blue Note Jazzboys folgen. Als der Klarinettist und Sopransaxofonist Tilman Gasch (später mit der 1966 gegründeten Offjazzgroup erfolgreich) sich stilistisch neu orientiert, gründen Schwarz und Reimer von Essen die Smokehouse Jazzband, dabei auch Offenbacher jazziges Urgestein wie Posaunist Harald Blöcher und der stets gut gelaunte Ernst Schneider am Kontrabass.

Da bringt "Morsch" schon Arrangements ein, die sich vom üblichen Traditional Jazz sacht entfernen. 1962 wechselt Reimer von Essen zur Barrelhouse Jazzband. Und mit der Auflösung der Smokehouse Jazzband orientiert sich auch Schwarz neu, vom Hot Jazz zum Swing.

 

Der Wechsel zur Barrelhouse scheint obligat, von Essen und Schwarz spielen wieder zusammen, in einer inzwischen "klassisch orientierten Swingband". Das hat Konsequenzen für die Besetzung. Für den unvergessenen Sousaphonisten Gerhard "Loni" Abt tritt ein Bassist ein, für den langjährigen Banjo-Spieler Herbert Bohn wird ein Gitarrist verpflichtet. Bohn (leider früh gestorben) gründet später die Red Hot Beans – wieder mit "Erne" Schneider, der die Kontrabass-Saiten swingen lässt.

 

Der typische Barrelhouse-Sound, für den vor allem die Kombinationen von Holz- und Blechbläsern verantwortlich zeichnen, ist in zahlreichen Schallplatten und CDs konserviert. Dabei ist Schwarz immer auch Motor für neue Titel, ob karibisch angehaucht oder gar Schlagernähe atmend. Selbst das Beatles-Stück "Let It Be" zählt zu den Erfolgsnummern der Bigband. Schon Evergreen-Charakter haben die Schwarz-Titel "The Barrelhouse Showboat", "Barrelhouse Boogie" oder "Take Us To The Mardi Gras".

 

Vom Allerfeinsten ist die Besetzung im Jubiläumsjahr mit "Mr. Barrelhouse" Reimer von Essen an Klarinette und Altsaxofon, Horst Schwarz an Trompete und Posaune, Frank Selten an Klarinette und Saxofonen, "Lady Bass" Lindy Huppertsberg, Roman Klöcker (Gitarre, Banjo), Michael Ehret (Schlagzeug) sowie Multistilist und Hochschullehrer Christof Sänger am Klavier.

 

Einen Wermutstropfen zum Jubiläum gibt‘s freilich: Reimer von Essen und Horst Schwarz scheiden zum Jahresende aus Altersgründen aus. Neue Barrelhouser sind dann Matthias Seuffert (Klarinette, Altsaxofon) und Joachim Lösch an der Trompete, bereits als Gäste auf der Jubiläums-CD "Forever New" zu erleben. Für die Barrelhouse Jazzband ist es also wieder mal Zeit, sich neu zu erfinden ...

 

 

Das Buch "Barrelhouse Jazzband – The Untold Story 1953-2023" erscheint Ende Juli und kann bei rainer.erd@t-online.de für 20 Euro plus 3 Euro fürs Porto bestellt werden.

 

 

Im Juli 2023 erschienen: Die unerzählte Geschichte
Im Juli 2023 erschienen: Die unerzählte Geschichte

 

Artikel Offenbach Post, 10. Januar 2024:

 

Immer mit einer Prise Show gewürzt

MUSIK UND KULTUR - Barrelhouse Jazzband feiert 70-jähriges Bestehen

 

Seit 70 Jahren begeistert die Barrelhouse Jazzband mit ihrer Musik. Beim Konzert im Jazzclub muss allerdings von zwei Mitgliedern Abschied genommen werden. Die Neuzugänge stehen aber bereits parat. Foto: p
Seit 70 Jahren begeistert die Barrelhouse Jazzband mit ihrer Musik. Beim Konzert im Jazzclub muss allerdings von zwei Mitgliedern Abschied genommen werden. Die Neuzugänge stehen aber bereits parat. Foto: p

 

Rödermark – Als in Frankfurt 1953 die Barrelhouse Jazzband, damals noch als reine Amateurband, gegründet wurde, ahnte wohl niemand, dass die Band 70 Jahre später immer noch in Sachen des traditionellen New-Orleans-Jazz unterwegs sein würde. Mittlerweile umfasst ihr Repertoire auch andere Stilrichtungen wie Blues, Swing oder Harlem Jazz, und sogar Anleihen bei den Beatles gehören zum Programm.

 

Am Samstag, 20. Januar, feiert der Jazzclub Rödermark in der großen Kulturhalle nicht nur den 70. Geburtstag der Barrelhouse nach, sondern es heißt auch, Abschied zu nehmen von zwei altgedienten Bandmitgliedern und zwei neue zu begrüßen. Der Jazzclub ist stolz darauf, dass die Band eines von zwei "Abschiedskonzerten" in Rödermark gibt; das zeige die Wertschätzung des Clubs durch die Band.

 

Seit Gründung des Jazzclubs Rödermark vor fast 45 Jahren gehört die Barrelhouse Jazzband zum festen Bestandteil des musikalischen Programms. Sei es im Jazzkeller, auf der Bulau oder bei diversen Riverboatshuffles. Die Mitglieder der Band sind nicht nur Ehrenbürger von New Orleans, sondern auch Botschafter der Bundesrepublik in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut. Der unvergessene Musikpromoter Fritz Rau hat sie nicht nur als die beste Band des Jazz in Deutschland geadelt, sondern hat ihr in seinem Buch "70 Jahre Backstage" ein ganzes Kapitel gewidmet – unter anderem neben Oscar Peterson oder den Rolling Stones. Die Musik der Band ist nicht puristisch, sondern mit einer Prise Show gewürzt.

 

Gefeiert wird am Samstag. 20. Januar, ab 19 Uhr, Einlass 18 Uhr, bei einer Jubiläumsgala mit Reimer von Essen und Horst Schwarz, die beide aufhören. Mit dabei sind Lindy "Lady Bass" Huppertsberg, Frank Selten, Christof Sänger, Michael Ehret, Roman Klöcker sowie die beiden Neuen – Matthias Seuffert und Joachim Lösch.  yfi

 

 

 

Artikel Offenbach Post, 23. Januar 2024:

 

Staffelübergabe in Rödermark gewünscht

 

70 Jahre Barrelhouse Jazzband / Reimer von Essen und Horst Schwarz verabschiedet

 

70. Geburtstag und Abschied von den zwei altgedienten Musikern Reimer von Essen und Horst Schwarz. Sie sind nun Ehrenmitglieder des Jazzclubs. Foto: Privat
70. Geburtstag und Abschied von den zwei altgedienten Musikern Reimer von Essen und Horst Schwarz. Sie sind nun Ehrenmitglieder des Jazzclubs. Foto: Privat

 

Ober-Roden – "Wenn der Jazzclub den Keller unter der Halle der TS Ober-Roden für Veranstaltungen verlässt, dann aus drei Gründen: 1. Es handelt sich um ein Open-Air- Konzert. 2. Es ist eine Riverboat-Shuffle. 3. Es handelt sich um ein besonderes Ereignis. Und genau um diesen dritten Punkt geht es heute Abend."

 

Mit diesen Worten hat Albert Böttner, stellvertretender Vorsitzender des Clubs, die etwa 300 Gäste in der Kulturhalle Ober-Roden begrüßt, darunter kulturelle Prominenz: Julia Cloot, die stellvertretende Geschäftsführerin des Kulturfonds "FrankfurtRheinMain", der diese Veranstaltung fördert, Thomas Mörsdorf, "Kulturminister" der Stadt, sowie die Ehrenbürgermeister Alfons Maurer und Roland Kern, die dem Jazzclub eng verbunden sind.

 

Es waren es zwei Anlässe für den Jazzclub, in die Kulturhalle zu gehen. Zum einen, um den 70. Geburtstag der Barrelhouse Jazzband aus Frankfurt zu feiern, wenn auch mit Verspätung und zum anderen, und das war eine Premiere, zwei Mitglieder der Band in den musikalischen „Unruhestand“ zu verabschieden und die zwei Nachfolge vorzustellen.

 

Reimer von Essen und Horst Schwarz sind die beiden Unruheständler, Matthias Seuffert und Joachim Lösch die beiden Neuen, und die bisherige musikalische Laufbahn dieser Beiden ist ganz eng mit dem Jazzclub verbunden. Darauf ist der Club stolz, ebenso wie auf die Tatsache, dass es ein Wunsch der Band war, eines von zwei Konzerten mit dieser "Staffelübergabe" in Rödermark stattfinden zu lassen.

 

Das erste Set startete mit dem "The Barrelhouse Showboat" in der alten Besetzung, ab dem zweiten Stück konnten Reimer von Essen und Horst Schwarz ihre Nachfolger als Zuhörer erleben. Das zweite Set startete genau umgekehrt: Das erste Lied "Not After Dark" bestritt die neue Formation, und ab dem zweiten wechselte die Band wieder zur alten Formation.

 

Und wie immer bei den Konzerten der Barrelhouse: Zu jedem Lied wurde die dazugehörende Geschichte erzählt, an diesem Abend von den jeweils unterschiedlichen Solisten, und die passende Prise Show war auch immer dabei.

Zum Schluss des Konzerts gab es eine weitere Premiere: Eine Musikerin (Lindy "Lady Bass" Huppertsberg) und acht Musiker (Reimer von Essen, Horst Schwarz, Christof Sänger, Michael Ehret, Roman Klöcker, Frank Selten, Matthias Seuffert und Joachim Lösch) spielten drei Lieder, darunter "Take us to the Mardi Gras", passend zur Fastnachtszeit. Mit Standing Ovations wurde die Band minutenlang gefeiert. Zuletzt überreichte Sylvia Altenberg, Vorsitzende des Jazzclubs, Reimer von Essen und Horst Schwarz ihre Mitgliedsausweise als erste Ehrenmitglieder des Jazzclubs.  re

 

 

Artikel Offenbach Post, 29. Januar 2024:

 

Abschied in treuer Verbundenheit

LIONS CLUB - Beim Benefizkonzert sagt Jazzlegende Reimer von Essen Servus

 

Über die Erfolge der Stiftung Altenhilfe berichtete Dr. Klaus Birck (linkes Bild). Reimer von Essen (rechtes Bild, rechts) und Horst „Morsch“ Schwarz verlassen nach Jahrzehnten die Barrelhouse Jazzband. Fotos:post
Über die Erfolge der Stiftung Altenhilfe berichtete Dr. Klaus Birck (linkes Bild). Reimer von Essen (rechtes Bild, rechts) und Horst „Morsch“ Schwarz verlassen nach Jahrzehnten die Barrelhouse Jazzband. Fotos:post

Neu-Isenburg – Die 1991 gegründete Stiftung Altenhilfe, die von der Stadt und dem Lions Club getragen wird, hat sich zum Ziel gesetzt, Seniorinnen und Senioren so lange wie möglich ihren Ruhestand in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Mit Benefizkonzerten generiert der Lions Club immer wieder beachtliche Gelder, die der Stiftung zugutekommen. Seit 27 Jahren mit dabei ist die Barrelhouse Jazzband um ihren langjährigen Chef Reimer von Essen, die in der Hugenottenhalle wieder für große Begeisterung unter den Jazz-Freunden sorgte. Diesmal ist allerdings auch Wehmut dabei.

 

"In das Jubiläumsjahr 325 Jahre Neu-Isenburg will sich auch der Lions Club in besonderer Weise mit einbringen", betont Präsident Dirk Peter. Nach dem großen Erfolg des Benefizkonzertes im Herbst mit und für die Musikschule – es kam die stolze Summe von 11 000 Euro zusammen – folgt nun gleich zu Jahresbeginn ein weiteres Benefizkonzert. Dr. Klaus Birck, Vorsitzender der Stiftung Altenhilfe, weist in seinem Grußwort noch einmal auf die manchmal sehr bedrückende Situation von älteren -– insbesondere alleinstehenden – Mitmenschen hin. Mit zahlreichen Beispielen zeigt er auf, wie die Stiftung ihr Leben beträchtlich lebenswerter macht. So wurde ein behindertengerechter Transporter angeschafft, man kümmert sich um Demenzkranke, es werden Treppenlifte eingebaut und auch entsprechende Behandlungsräume eingerichtet.

 

Die Barrelhouse Jazzband in ihrer "Ur-Besetzung" legt dann auch gleich mächtig los. Es ist immer eine besondere Freude, wie Reimer von Essen die Titel ankündigt, aber auch wie der mittlerweile 83-jährige Klarinetten-Virtuose sein Instrument spielt. Nun hat auch diese Ära ein Ende gefunden, kündigt er einen personellen Umbruch an: "Wir beide gehen jetzt von der Bühne, es werden zwei Neue kommen – und es wird weitergehen." Mit Essen verlässt der 85-jährige Horst "Morsch" Schwarz die legendäre Band. "Wir wollten es uns nicht nehmen lassen, uns persönlich bei Ihnen allen für ihre Treue und Verbundenheit zu bedanken", verbeugen sich beide zum Ende des Konzertes und werden mit stehenden Ovationen bedacht. Bei kleineren Events in Clubs oder einer Jazz-Flusskreuzfahrt im Herbst wollen sie aber noch mit dabei sein. Mit Joachim Lösch (Trompete, Gesang) und Matthias Seuffert (Klarinette, Saxofon) stellen sich dann die "Neuen" vor.

 

Lions-Präsident Dirk Peter richtet einen besonderen Dank an die vielen treuen Sponsoren, ohne die solche Benefizkonzerte nicht möglich wären, hauptsächlich in Neu-Isenburg ansässige Unternehmen und Geldinstitute. Mit dabei ist diesmal auch der Kreis Offenbach, der unter dem Label "Jazz Connects" rund zehn Jazz-Events im Kreis mit insgesamt 15 000 Euro mitfinanziert. "Diese Reihe wird vom Kulturfonds Rhein-Main gefördert, wir haben uns beworben und wurden entsprechend bedacht", freut sich Marcel Subtil vom Kreis schon jetzt auf die noch anstehenden Konzerte.