KJK Sandgasse Offenbach

Sandgasse 26, 63065 Offenbach
"The Factory", 1. März 2011
"The Factory", 1. März 2011

 

Artikel Offenbach Post, 18. Mai 2024:

 

Akute Gefahr besteht nicht

 

Aber: Liegenschaften wie Sandgasse und Stadthalle sanierungsbedürftig

 

Das 1903 errichtete Gebäude in der Sandgasse, das heute das Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum beherbergt, ist sanierungsbedürftig. Foto: Fastnacht
Das 1903 errichtete Gebäude in der Sandgasse, das heute das Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum beherbergt, ist sanierungsbedürftig. Foto: Fastnacht

 

Offenbach – Der Grad zwischen Gesundsparen und Kaputtsparen ist schmal, das ist in Offenbach gerade bei der Frage der städtischen Immobilien auffällig. Noch in diesem Monat soll die "Grobkostenschätzung" für Sanierung oder Abriss und Neubau des Wiener Hofs in Bieber vorliegen. Eine frühere Schätzung, die Punkte wie Treppentragwerk oder Dachkonstruktion nicht berücksichtigte, ging von 1,7 Millionen Euro aus, wie Oberbürgermeister Felix Schwenke kürzlich im Stadtparlament erklärte. Da die Treppe morsch ist und im Rettungsfall zu befürchten steht, dass sie zusammenbricht, fehlt der Rettungsweg für den Saal im ersten Stock. Kaum wiedereröffnet, wurde er wieder geschlossen.

 

Nach Berichterstattung meldeten sich Menschen und wiesen darauf hin, dass es im Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum (KJK) Sandgasse 26 ebenfalls Probleme mit dem Rettungsweg gebe. Auf Nachfrage heißt es von der Stadt, das Problem sei bekannt, "im Gegensatz zum Wiener Hof sind die Ämter hier mit der Bauaufsicht gut abgestimmt". Im Notfall seien die Rettungswege sicher, die Dringlichkeit sei keineswegs so akut wie bei der Bieberer Kulturinstitution. "Eine sofortige Schließung droht derzeit nicht", schreibt die Stadt.

 

Das Gebäude Sandgasse 26 wurde 1903 als städtisches Leihhaus errichtet und ist anders als der Wiener Hof denkmalgeschützt. Seit Ende der 1990er dient es als Jugendkulturzentrum, seit 2006 nennt es sich Mehrgenerationenhaus. Der Bau, räumt Stadtsprecher Fabian El Cheikh ein, ist sanierungsbedürftig: Gerade beim Brandschutz müsse nicht zuletzt wegen verschärfter Auflagen etwas getan werden. Auch der generelle Zustand des Hauses wie der Technik sei überholungsreif. Nach einer nicht datierten Gefahrenschau habe es bereits Teilarbeiten gegeben, um den Weiterbetrieb überhaupt zu ermöglichen.

 

"Um die weiteren Maßnahmen im Jugendzentrum umzusetzen, wurde ein Planungsbüro mit einer Varianten- und Wirtschaftlichkeitsuntersuchung beauftragt. Erste Ergebnisse bestätigen, dass eine grundhafte Sanierung des Gebäudes im laufenden Betrieb sehr schwierig werden wird", schreibt die Stadt. Umfang und Kosten stünden erst nach der Untersuchung fest – da das Angebot im KJK teils integraler Bestandteil der städtischen Jugendarbeit sei, kämen Kosten für Ausweichquartiere hinzu.

 

Sanierungsbedarf besteht auch bei der 1966 eröffneten Stadthalle: Der Magistrat will den Stadtverordneten noch vor der Sommerpause über Umfang und Kosten berichten. Auch Abriss und Neubau ist im Gespräch, doch noch sind keine abschließenden Ergebnisse der Untersuchung veröffentlicht.

 

Die Häufung der Sanierungsfälle sticht förmlich ins Auge. Begonnen hatte es vor Jahren mit der Trauerhalle auf dem Neuen Friedhof. Schon damals wurden auch die Sanitäranlagen beim Wiener Hof bemängelt. Mit Rathauspavillon, KJK Sandgasse und Stadthalle stehen weitere Immobilien an.

 

Hinzu kommt das Büsingpalais, das aktuell brandschutzsaniert wird, und demnächst das Ledermuseum, das ebenfalls komplett saniert wird. Da wollen jedoch Bund, Land und Stadt die Kosten stemmen. Das Rathaus ist bereits saniert, nur der Stadtverordnetensitzungssaal ist immer noch nicht wieder nutzbar, da dort Schadstoffe entdeckt wurden.

 

Wie berichtet, hat Oberbürgermeister Schwenke die Sanierungsfälle in Zusammenhang mit den Einsparungen gesetzt, welche die Stadt seit den 1990er Jahren verfolgt: Städtische Immobilien wurden seitdem nur im Ausnahmefall saniert, meist waren die Ausbesserungsarbeiten eher kosmetischer Natur. "Pinselsanierung" lautet die Umschreibung.

 

Lediglich für Kitas und Schulen verfolgt die Stadt seit einigen Jahren ein Sanierungskonzept, die übrigen Liegenschaften wurden wissentlich ausgeklammert – mit dem Erfolg, dass gleich mehrere Gebäude in schlechtem Zustand und teils sehr teuer zu sanieren sind. Für den vergleichsweise kleinen Rathauspavillon wurden etwa 3,8 Millionen zur Brandschutz- und Elektriksanierung angesetzt. Mit Ausnahme des Stadtverordnetensitzungssaals und des Veranstaltungssaals im Wiener Hof sind diese Objekte jedoch immer noch nutzbar.